Fahrzeugzulassung H-Kennzeichen – lohnt sich das noch?

Von Steffen Dominsky 4 min Lesedauer

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Zweieinhalb Jahrzehnte lang strebte fast jeder Besitzer eines Oldtimers eine historische Zulassung an. Doch das ändert sich. Schuld hat der Schadstoffausstoß der „Neu-Klassiker“. Der drückt vielfach die Normal-Kfz-Steuerlast unter das Oldieniveau.

Ein 3er-BMW der Serie E30 ist ein typischer Euro-2-Vertreter, bei dem sich eine H-Zulassung allein aus steuerlicher Sicht nicht rechnet.
Ein 3er-BMW der Serie E30 ist ein typischer Euro-2-Vertreter, bei dem sich eine H-Zulassung allein aus steuerlicher Sicht nicht rechnet.
(Bild: Dominsky – »kfz-betrieb«)

„The same procedure as last year, Miss Sophie?“ Erst kürzlich pfiff sich wieder so mancher Deutscher und manche Deutsche den bekannten englischen Silvester-Sketch rein – ist auch wirklich eine lustige Sache. Die dort mehrfach von Buttler James wiederholte Frage/Aussage passt aktuell ganz trefflich im Fall automobiler Klassiker. Auch hier heißt es „die gleiche Prozedur wie letztes Jahr“, wenn Magazine und Medien wieder die Neuzugänge präsentieren. Nämlich jene Fahrzeugmodelle, die in diesem Jahr vor 30 Jahren das Licht der Welt erblickten und deren Besitzer nun die Möglichkeit erhalten, statt einer schnöden „Normal-“ eine historische (wertvolle) Zulassung zu erlangen.

Für viele war genau das viele Jahre lang extrem erstrebenswert. Vor allem aus einem Grund: der Steuerersparnis. Verständlich! Schließlich stieg die Höhe der Kfz-Steuer-Abgabe an den Fiskus im Zuge des Fahrzeuglebens häufig an bzw. machte im fortgeschrittenen Alter eines Automobils einen nicht unerheblichen Teil seiner Unterhaltskosten aus. Die kann man mithilfe eines H-Kennzeichens mit einem Schlag auf eine erträgliche Höhe reduzieren. Auf 191,73 Euro pro Jahr im Fall Pkw, um genau zu sein. Von Kleinwagen abgesehen, das heißt Fahrzeugen mit Hubräumen unterhalb von 750 cm3 Hubraum, sparen sich Besitzer eines anerkannten Oldtimers reichlich Steuer-Euros. Je mehr Hubraum, desto mehr Ersparnis.

Kfz-Steuersätze

Schadstoffklasse: Diesel/Benzin

Euro 0 (ehemals ohne Ozonfahrverbot): 33,29 Euro/21,07 Euro

Euro 0 (übrige): 37,58 Euro/25,36 Euro

Euro 3: 15,44 Euro/6,75 Euro

Euro 4: 15,44 Euro/6,75 Euro

Euro 5: 5,44 Euro/6,75 Euro

Euro 6: 15,44 Euro/6,75 Euro

Weniger Abgase – ist das gut?

Doch diese seit Einführung des H-Kennzeichens 1997 eiserne Regel ist seit Kurzem gar nicht mehr so eisern. Der Grund: Mittlerweile können auch jene Fahrzeuge besagte Oldie-Zulassung bekommen, die bereits mit einem Katalysator vom Band rollten. Spätestens bei Modellen mit Abgasstufe „Euro 2“ sollten Halter den Bleistift spitzen und nachrechnen. Denn nicht selten kommt hier bei einem Vergleich heraus: Eine reguläre Zulassung – mit entsprechendem Steuersatz – kommt aus steuerlicher Sicht günstiger als besagte 191 Euro H-Kennzeichen-Pauschalsteuer. Beispiel: Ein BMW 320i (E30) kostet regulär zugelassen pro Jahr 147,20 Euro Kfz-Steuer und damit rund einen Fuffi weniger als mit „H“. Von den Kosten für das Oldtimerkennzeichen und -gutachten (gemäß § 23 StVZO) mal ganz abgesehen, die ein Eigner investieren muss, um sein Fahrzeug als Oldtimer zuzulassen.

Die an sich erfreuliche Tatsache wirft allerdings Fragen auf. Allen voran die, was das für die Historienzulassung bedeutet, für die diverse Menschen und Institutionen jahrelang gekämpft hatten. Institutionen wie der Bundesverband Oldtimer – Youngtimer e. V., kurz Deuvet. Dazu Peter Schneider, Präsident des Deuvet, im Gespräch mit »kfz-betrieb«.

Peter Schneider ist Präsident des Deuvet, Bundesverband Oldtimer – Youngtimer e. V.
Peter Schneider ist Präsident des Deuvet, Bundesverband Oldtimer – Youngtimer e. V.
(Bild: Deuvet)

Seit 25 Jahren heißt es: „Eine H-Zulassung, klar, die mache ich wegen der Steuer!“ Können Sie diesen Gedankengang vieler Oldtimerbesitzer nachvollziehen?

Peter Schneider: Das war in der Vergangenheit vielleicht ein Argument unter mehreren Gründen, aber schon früher war die Einheitssteuer von 191,73 Euro für Fahrer von kleinvolumigen Motoren teurer als eine reguläre Zulassung.

Und können Sie dann auch die Aussagen nachvollziehen, die jetzt immer öfter lauten „Nein, eine H-Zulassung mache ich nicht, da kommt mich die Kfz-Steuer viel teurer!“?

Da die jetzt in das „H-Alter“ kommenden Benziner in der Regel mit Kat ausgerüstet sind, ist die Kfz-Steuer für zunehmend mehr Fahrzeuge mit regulärer Zulassung günstiger als die Steuer bei der H-Zulassung. Aber wir glauben, dass das Steuerargument nicht bei allen im Vordergrund steht.

Was beutet diese Tatsache für den Stellenwert des H-Kennzeichens? Fürchten Sie hier einen Imageverlust?

Das glauben wir nicht, weil das Steuerargument bei echten Oltimer-Liebhabern nicht im Vordergrund steht. Die einen möchten ihr Fahrzeug mit dem „H“ als historisches Kulturgut adeln, andere würden gerne Steuern sparen mit Saisonkennzeichen, machen es aber doch nicht wegen des aus ihrer Sicht hässlichen Kennzeichens. Nicht alle Argumente sind immer rational nachvollziehbar.

Was raten Sie Oldtimerbesitzern, bei denen es aus steuerlicher Sicht keinen oder keinen allzu großen Unterschied macht, ihr Fahrzeug auf „H“ zuzulassen?

Es muss jeder für sich selbst entscheiden, welche Aspekte für ihn wichtig sind. Die freie Einfahrt in Feinstaubzonen ist ein Argument, das mit der Reduzierung solcher Zonen gerade an Bedeutung verliert, außer wohl in München. Es werden jetzt aber auch zunehmend Dieselfahrzeuge 30 und älter, da kann das wieder an Bedeutung gewinnen.

Das heißt, ein H-Kennzeichen ist mehr als nur eine Möglichkeit, Steuern zu sparen?

Der Deuvet-Bundesverband freut sich über jede Zulassung mit H-Kennzeichen, weil so die Verbundenheit zum historischen Kulturgut Mobilität auch optisch sichtbar dokumentiert wird. Außerdem ist durch die vorher erfolgte Gutachtenerstellung gewährleistet, dass der Zustand in der Regel besser ist als bei einem nur alten Gebrauchsfahrzeug.

 

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